Unentschieden – die Bank gewinnt
Unentschieden – die Bank gewinnt

Diversität und Parität sind bei der IBB kein Lippenbekenntnis, sondern ein Grundprinzip

8:1, 5:2, 3:2, 4:1, 2:1, 4:1, 2:0, 2:0.

Zahlen, die sich lesen wie die Spielergebnisse zweier sehr ungleicher Mannschaften: Für die schwächere hat es noch nicht einmal zu einem Unentschieden gereicht. Doch hier werden keine Torverhältnisse beschrieben, sondern das Verhältnis des Männer- und Frauenanteils in den Vorständen bzw. Geschäftsleitungen deutscher Groß- und Privatbanken. Unnötig, zu erwähnen, dass die Männer bei diesen Zahlen die „Heimmannschaft“ stellen.

Selbst wenn man nicht daran glaubt, dass ein Vorstand irgendwelche gesellschaftlichen Strukturen widerspiegeln muss, sondern rein nach Kompetenz besetzt sein sollte – macht es dann nicht noch stutziger, dass es anscheinend so wenig fähige Frauen in der Bankenwelt gibt? Kann das wirklich sein?

Wenn man in den dritten Stock der Otto-Lilienthal-Straße 8 fährt, ergibt sich ein anderes Bild. Der Gang vom Aufzug führt an ein paar Büros vorbei, in denen zentrale Funktionen wie Marketing oder Unternehmensentwicklung ihr Zuhause haben. Dann öffnet er sich zu einem Bereich, an dessen Kopfende zwei spiegelbildlich aufgebaute Büros liegen. Ihre Wände bestehen aus Glas. Man kann gut sehen, ob gerade jemand darin arbeitet.

Wer dort arbeitet, ist das Vorstandsteam der IBB. Heike Kemmner und Stephan Waiblinger. Die beiden bilden einen der wenigen, wenn nicht gar den einzigen paritätisch besetzten Vorstand einer deutschen Privatbank. Wichtig ist den beiden die Formulierung „Vorstandsteam“. Sie teilen sich die Aufgaben des Vorstands gleichberechtigt auf. Heike Kemmner ist für den Bereich Markt zuständig, zu dem die vier Geschäftsbereiche und alle nach außen gerichteten Aktivitäten wie zum Beispiel der Vertrieb gehören. Stephan Waiblinger verantwortet die sogenannte Marktfolge. Sie besteht aus Aufgaben wie dem Risikomanagement, dem Kreditwesen oder der Unternehmensführung. Was auffällt, ist die Berufsbezeichnung, mit der sie sich im Internet präsentieren: kein Vorstandsvorsitzender, CEO, Sprecher des Vorstands oder irgendetwas, das auch nur annähernd nach Primus inter Pares klingt. Einfach nur: Mitglied des Vorstands. Gleichberechtigung bis ins Detail. Dass Heike Kemmner auf der Website als Erstes genannt wird, liegt daran, dass ihr Name im Alphabet ein paar Buchstaben Vorsprung hat.

 

 

Sie lässt sich auch nur ungerne als „Vorständin“ bezeichnen. In ihren Ohren klingt das, als gäbe es doch eine Abstufung zwischen Frauen und Männern. In einem Gespräch hat sie das einmal so formuliert: „Vorstand – das ist ein Organ einer Aktiengesellschaft und die Beschreibung der Aufgabe. Diese Aufgabe erfülle ich. Genau wie jeder andere Vorstand auch.“

Die Zusammensetzung des IBB-Vorstands ist im Übrigen nicht der Versuch einer Repräsentation von Bevölkerungsanteilen. Sie ist der Beweis dafür, dass Kompetenz nicht an Geschlecht gebunden ist. „Wenn wir eine Stelle besetzen, suchen wir nicht die beste Frau oder den besten Mann für den Job, sondern die beste Person.“

Das gilt übrigens immer. Und so arbeitet bei der IBB ein paritätisches Team von 92 Mitarbeiterinnen und 91 Mitarbeitern und in den beiden gläsernen Büros im dritten Stock sitzen eine Frau und ein Mann. 1 : 1 – unentschieden. Und das ist gut für die Bank.

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