IBB MarktNavigator
Perspektiven für Anleger

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Ausblick auf das vierte Quartal:
Navigieren durch unbekanntes Terrain

Andreas Kneidl

Leiter Asset Management

andreas.kneidl@ibb-ag.com
+49 7541 304-413

  • Aktienmärkte und Gold mit neuen Rekordständen
  • Trotz massiver Verunsicherung ist der Ausblick auf die Konjunktur verhalten optimistisch
  • Wirkung der Zölle, Geopolitik und hohe Bewertungen bleiben Risikofaktoren
  • Eine breite Diversifikation ist deshalb weiter entscheidend

Unbekanntes Terrain

Kennen Sie das Gefühl, wenn man sich auf unbekanntem Terrain bewegt? Man geht eher vorsichtig vorwärts, tastet sich voran, überlegt jeden Schritt genau. So ähnlich dürfte es derzeit vielen Ökonomen ergehen. Denn die Zölle, die US-Präsident Donald Trump gegen so gut wie alle Länder der Welt verhängt hat, sind – zumindest für moderne Industriestaaten – ein Relikt aus der Vergangenheit. Ein Mittel, um in Zeiten, in denen es noch kein funktionierendes Steuersystem gab, Einnahmen zu generieren. Wie sie sich langfristig auf die Konjunktur und die Inflation auswirken, ist alles andere als klar.

Tatsächlich prägt Trump seit seinem Amtsantritt das Marktgeschehen maßgeblich durch protektionistische Maßnahmen. Zwar keimte nach den Zollvereinbarungen mit der Europäischen Union (EU), Japan und weiteren Staaten kurzzeitig die Hoffnung auf eine Beruhigung der Handelsstreitigkeiten auf. Jedoch hindert dies die USA nicht daran, Nachforderungen zu stellen und sektorenspezifische Zölle zu erheben. Wie komplex die Situation auf diesem unbekannten Terrain ist, zeigt sich gut an der US-Notenbank Fed. So liegt die Inflation nach wie vor hartnäckig bei rund drei Prozent, während die Zölle in den USA zu steigenden Preisen führen dürften, da nicht alle Mehrkosten vollständig durch Margenanpassungen der Unternehmen ausgeglichen werden können.

US-Notenbank im Dilemma

Die entscheidende Frage lautet: Handelt es sich hierbei um einen einmaligen Preisanstieg und wie stark fällt dieser aus oder entwickelt sich daraus eine Lohn-Preis-Spirale, die zu einem nachhaltigen Inflationsanstieg mit steigenden Löhnen führt?

Sollte Letzteres der Fall sein, wäre der Spielraum für Zinssenkungen begrenzt. Gleichzeitig zeigen sich jedoch Schwächen am US-Arbeitsmarkt. Für die Fed gibt es in dieser Situation deshalb „keinen risikofreien Weg“, wie Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, zuletzt sagte. Dazu kommt: Seine Amtszeit endet im Mai 2026. Sollte Trump einen Kandidaten nominieren, dem die Unabhängigkeit abgesprochen wird, drohen ein Vertrauensverlust und Turbulenzen an den Märkten.

Doch trotz dieser Unklarheiten ist an den Märkten von Vorsicht gar nicht so viel zu sehen. Sie zeigten sie sich im dritten Quartal von der Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten sowie den geopolitischen Unsicherheiten wenig beeindruckt. Vor allem die US-Aktienmärkte profitierten von starken Quartalszahlen sowie der ersten diesem Jahr durch die US-Notenbank Fed im September.

Der Dow Jones, der S&P 500, der technologielastige Nasdaq und der US-Nebenwerteindex Russell 2000 erreichten jeweils neue Höchststände. Damit konnten die US-Aktienmärkte, die zu Jahresbeginn noch hinter anderen Märkten zurückgeblieben waren, wieder aufholen.

Das Diagramm zeigt das Wachstum der wichtigsten US Börsenindizes S&P 500 und NASDAQ, die sich seit 2021 nahezu verdoppelt haben
Quelle: LSEG Datastream / IBB AG; Zeitraum: 30.09.2020 bis 30.09.2025; Hinweis: Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung, Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen; Stand der Daten: 30. September 2025.

DAX bleibt zurück

Doch auch die europäischen Aktienindizes legten zu. Lediglich der Dax blieb im dritten Quartal hinter den internationalen Indizes zurück. Dies ist auf die derzeit schlechtere Gewinnsituation der deutschen Unternehmen zurückzuführen, aber auch darauf, dass nach der Anfangseuphorie bezüglich der Ausgabenprogramme der neuen Regierung etwas Ernüchterung eingekehrt ist. So ist nicht klar, wann das Sondervermögen tatsächlich zum Tragen kommt und wo es letztlich investiert wird. Insgesamt scheint es dennoch so, als hätten sich die Investoren an die durch die US-Regierung ausgelösten Verunsicherungen gewöhnt.

Dazu kommt, dass der Ausblick auf die konjunkturelle Entwicklung trotz der erheblichen Unsicherheiten nicht so schlecht ist. In den USA erwarten wir ein moderates Wachstum von knapp zwei Prozent, wobei zwei weitere Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bis zum Jahresende und Investitionen die wesentlichen Treiber sein dürften. In der Eurozone ist mit einer leichten Wachstumsbelebung zu rechnen, was unter anderem auf die fiskalischen Impulse durch die EU sowie insbesondere durch Deutschland zurückzuführen ist. Dieser insgesamt eher positive Ausblick wird auch durch den Citi Economic Surprise Index, der misst, wie stark die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung mit den allgemeinen Prognosen übereinstimmt, untermauert. Er lieferte zuletzt für die USA und für Europa ein positives Bild.

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Wirtschaftsräume USA und Europa anhand des CESI (Citigroup Economic Surprise Index). Man sieht, dass die US-Wirtschaft in den letzten Monaten zugelegt hat, während Europa etwas zurückgegangen ist. Insgesamt sind beide jetzt auf dem gleichen Niveau
Quelle: LSEG Datastream / IBB AG; Zeitraum: 30.09.2023 – 30.09.2025; Kurze Beschreibung CESI; Hinweis: Der Index wird lediglich zur Veranschaulichung der wirtschaftlichen Entwicklung dargestellt; Stand der Daten: 30. September 2025.

Aktien:
Starke Gewinnentwicklung, aber hoch bewertet

In diesem Umfeld sollten sich Aktien weiter gut entwickeln. Zwar sind die Bewertungen, vor allem in den USA, nicht mehr ganz niedrig, was ein gewisses Rückschlagpotenzial birgt. Insgesamt aber bildet ein starkes Gewinnwachstum eine gute Basis für die Aktienkurse in den USA, was die höheren Bewertungen rechtfertigt. Dazu unterstützen die für 2026 erwarteten Zinssenkungen um insgesamt 75 Basispunkte und das anhaltende Wirtschaftswachstum den tendenziell positiven Ausblick auf den US-Aktienmarkt. Soweit es den Dollar betrifft, erscheinen die Befürchtungen um eine weitere deutliche Abwertung derzeit übertrieben.

Auch wenn die Wachstumsdynamik der Eurozone hinter der der USA zurückbleiben dürfte, so ist auch der Ausblick auf den europäischen Aktienmarkt positiv. Hier sind es vor allem die fiskalischen Impulse, die den Aktienmarkt anschieben sollten. Deren Wirkung spiegelt sich bereits in den Einkaufsmanagerindizes wider. Ebenfalls für interessant halten wir japanische Aktien. In Japan hat sich die Unternehmenskultur aus Anlegersicht klar verbessert. Zudem wächst Nippons Wirtschaft auch wieder, während die Zeiten der Deflation vorbei zu sein scheinen. Aus Branchensicht könnten sich einzelne Bereiche wie Rüstung, Weltraumtechnologie oder Biotechnologie als Satelliteninvestments eignen.

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der S&P Gewinnerwartung seit 2021. Sie hat sich nahezu verdoppelt und befindet sich auf einem Höchststand
Quelle: LSEG Datastream / IBB AG; Zeitraum: 30.09.2020 bis 30.09.2025; Hinweis: Die Angaben dienen lediglich der Veranschaulichung von wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung, Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen; Stand der Daten: 30. September 2025.

Bundesanleihen als attraktive Beimischung

Als Folge der weltweit zunehmenden Staatsverschuldung rückt bei Staatsanleihen zunehmend die Schuldentragfähigkeit der Staaten in den Vordergrund, wie sich zuletzt am stärkeren Renditeanstieg am langen Laufzeitende zeigte. Dennoch erscheinen Bundesanleihen und solide europäische Staatsanleihen als Diversifikator und Stabilisator für das Portfolio attraktiv. Dagegen haben sich die Renditeabstände von Unternehmens- und Hochzinsanleihen zu sicheren Staatsanleihen, die sogenannten Spreads, stark eingeengt, was auf solide Unternehmensbilanzen und geringe Ausfallraten zurückzuführen ist. Das hat dazu geführt, dass diese Anleihen derzeit weniger attraktiv erscheinen.
Das Diagramm zeigt die Zinskurve für Euroland-Anleihen: Während kurzfristige Anleihen bei einem Zinsniveau von 2% starten, erzielen langfristige Anleihen (ab 15 Jahren bis zur Fälligkeit) eine Rendite von über 3 %
Quelle: LSEG Datastream / IBB AG; Hinweis: Die Angaben dienen lediglich der Veranschaulichung von Zinsentwicklungen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung, Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen; Stand der Daten: 30. September 2025.

Gold mit neuem Höchststand

Das vielleicht deutlichste Anzeichen, dass wir uns auf unbekanntem Terrain bewegen, lieferte aber der Goldpreis, der im dritten Quartal auf ein Rekordhoch bei 3.790 Dollar je Feinunze stieg. Denn das Edelmetall gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Aber nicht nur das trieb dem Goldpreis an, sondern auch der Rückgang des US-Dollars, die anhaltende Nachfrage der Notenbanken und die Zinssenkung in den USA. Allein im August beliefen sich die Kapitalzuflüsse auf rund 5,5 Milliarden US-Dollar, was rund 53 Tonnen Gold entspricht. Angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren dürfte Gold weiter eine beliebte Anlage bleiben.

Fazit

Auch wenn wir uns aufgrund der sprunghaften Zollpolitik des US-Präsidenten auf unbekanntem Terrain bewegen, so bleibt das konjunkturelle Gesamtbild doch positiv. Dies sollte die Aktienkurse weiter unterstützen. Sie sollten deshalb, ebenso wie Gold, wichtige Portfoliobestandteile bleiben. Dazu kommen europäische Staatsanleihen guter Bonität als Absicherung. Mit diesem ausgewogenen Mix sind Anleger für die nähere Zukunft gut gerüstet.

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